Am 14. Februar startete ich zu meinem karibischen Segelabenteur. Von Bremen über Frankfurt ging es mit Condor nach St. Georgs auf Grenada. 5 Mitsegler waren im gleichen Flugzeug, sodass wir gemeinsam mit dem Taxi zur Marina fahren konnten. Ein Segelpärchen (die auf dem Kat leben) und wir 6 Crewmitglieder segelten dann eine Privilege 51 (Katamaran, 15m*8 m) von Grenada über die Grenadines nach St. Vincent und von dort aus weiter nach St. Lucia. Die Strecke (ca. 200 km) bot seglerisch keine Herausforderungen, im Vordergrund standen karibische Lebenslust und Badespaß. Der Törn endete in der Rodney Bay auf St. Lucia, von wo aus ich dann am 3. März, kurz vor dem Lockdown durch den Civid-Virus , via Barbados zurück nach Bremen fliegen konnte.
Dies sind meine ersten Bilder über die einzelnen Etappen der Reise.
Die andere Seite der Medaille – mein kritisches Resümee
„Welcome to Paradise“, das rufen die Mooringboys den Yachties beim Ankern zu, als gäbe es noch Paradiese … als wüßten sie es nicht besser! Man ankert oder geht an eine Boje, in wunderschönen Buchten und in der Nähe von Korallenriffs, die ihre besten Zeiten längst hinter sich haben. Rote, gesunde Korallen? Fehlanzeige, grauweiß zerbröselt, das Wasser ist durch die weltweite Erderwärmung zu warm geworden. Das wissen wir doch längst. Die Nachrichten aus der Heimat sagen, es sei der zweitwärmste Winter seit ewigen Zeiten. Nach dem Sundowner werben karibische Biergärten mit Lobstersattgarantie und gut gekühltem Bier, alles gut organisiert, und das auf unserer Reise zum dritten Mal, langsam reicht’s. Klares, warmes Wasser ohne Plastikverschmutzung und feine Sandstrände, alles das findet man noch als Segler auf der Route von Süd nach Nord in den kleinen Antillen, vor allem in den Tobago Cays: Wasserschildkröten, Rochen, Kugelfische etc.. Tausende waren schon vor dir dort und weitere Tausend werden dir folgen. Alle Jahre wieder. Der Segler reist mittlerweile nicht mehr mit seinem Einrumpfboot an. Katamarane, schwimmende „Wolkenkratzer“ beachtlicher Länge und Breite bestimmen das Bild (Charterpreis 11 Tsd. Euro für 14 Tage). Der Katamarancamper motort auch lieber, da muss wirklich nichts im Schapp verstaut werden und alles bleibt auf dem Salontisch stehen, Amwindsegeln wäre von Süd nach Nord sowieso wegen des Passats aus NE mühsam. Das moderne Fortbewegungsmittel auf dem Wasser sieht eh mehr aus wie ein riesiger Wohnwagen auf zwei Kufen mit drei Etagen. Nobel geht die Welt zugrunde … kann man so sagen. Auf Bequia in den Grenadines können wir nach den ersten 10 Tagen erstmals unsere Müllsäcke „entsorgen“. 25 Säcke! Noch bevor wir in die Ankerbucht einlaufen, schlägt uns ein Geruch in die Nase, den ich noch zwei weitere Tage in der Nase behalten werde. Wie sich bei einer Inselbesichtigung zeigen wird, liegt die riesige, kokelnde Müllkippe direkt hinter einem Hügel auf der Luvseite des Dorfes. Von dort weht der konstante Passat einen giftigen Gestank in die Bucht hinein. Mich erinnert das sofort an das hochgiftige Dioxin, das bei Verbrennungsprozessen von Plastik entstehen kann. Wir sind so wie tausende Segler unseren Müll los und froh, dem Gestank nach zwei Tagen zu entfliehen. Unser Müll besteht vor allem aus Plastikwasserflaschenhüllen und Bierdosen, eine Mülltrennung existiert sowieso nirgendwo auf den Antillen. Wie wird es den Schwangeren und Kindern im Dorf Bequia mit der belasteten Luft der nahen Müllkippe ergehen? Würden wir unsere Kinder 2 km entfernt von dieser schwelenden Gefahr aufziehen wollen? Bobby Schenk, der österreichische Yachtie war vor 40 Jahren erstmals hier unterwegs … seine Schilderungen hatten mich motiviert, hier zu segeln, heute hörst du an den Hotspots diesen verlogenen Mythos „Welcome to Paradise“ …